Zwischen Euphorie und Skepsis – aber immer am Fortschritt.

15.12.2022
Wie können wir die grauen CO2-Emissionen eines Standard-Bürogebäudes reduzieren? Bei dieser Frage kam unser Specialist für Nachhaltiges Bauen bei ZÜBLIN, Moritz Reininger, ins Spiel. Im Blogbeitrag liefert er spannende Hintergründe zum Bauen mit CO2-reduziertem Beton und gibt Einblicke in sein Tätigkeitsfeld, bei dem sich alles rund um Nachhaltigkeit dreht.
  • „Ich möchte unsere Bauprojekte – die Gebäude – besser machen, also nachhaltiger. Darin steckt mein Herzblut.“

    Moritz Reininger
    Specialist für Nachhaltiges Bauen

Nachhaltiger bauen: mit CO2-reduziertem Beton.

Premiere: Beim Bau des neuen Innovation Centers am ZÜBLIN-Campus in Stuttgart hat das Team von STRABAG und ZÜBLIN erstmals ausschließlich CO2-reduzierten Beton für alle Ortbetonbauteile und Bauhilfskonstruktionen eingesetzt und dadurch umfangreiche Erfahrungswerte gesammelt. Das Ergebnis: Ganze 1.050 t CO2 konnten beim Bau des Innovation Centers eingespart werden. Das entspricht einer Emissionsreduktion von über 50 % beim Rohbau.

Was sind deine Aufgaben als Specialist für Nachhaltiges Bauen?  
Mein Fokus liegt darauf, ein Gebäude möglichst CO2-neutral zu planen. Hierbei betrachte ich den ganzen Lebenszyklus sowie die dabei entstehenden Kosten – angefangen vom Bau über den Betrieb bis hin zu einem eventuellen Um- oder Rückbau eines Gebäudes. Damit man heute nicht den Sondermüll von morgen produziert, müssen die Bauteile und Ressourcen von Anfang an bewusst gewählt und effizient eingesetzt werden. Das Stichwort heißt: Kreislauffähigkeit. Es ist insgesamt ein Zusammenspiel aus Ökologie, Ökonomie und sozialen Aspekten. In meinem Job bin ich außerdem viel in der Planungskoordination unterwegs, heißt: Ich vermittle zwischen verschiedenen Berufsgruppen, sodass alle das gleiche Commitment haben.  
Wie würdest du einem Kind erklären, was ein CO2-reduzierter Beton ist?
CO2-reduzierter Beton ist im Grunde wie ein Standardbeton – das Aussehen etc. ist identisch. Lediglich die Zutaten unterscheiden sich. Kurzum: Gleicher Kuchen – anderes Rezept.

Wie kamst du zu dem Projekt „CO2-reduzierter Beton“ und welchen Part hast du dabei übernommen?
„Wie können wir die grauen CO2-Emissionen eines Standard-Bürogebäudes reduzieren?“ Mit dieser Frage begann aus meiner Sicht alles. Es entstand ein zweijähriges Forschungsprojekt aus dem Team STRABAG Real Estate und ZÜBLIN. Das Ziel: bis zum Jahr 2025 mindestens ein Projekt in der Entwicklung zu haben, welches 25 % weniger graue CO2-Emissionen aufweist im Vergleich zu einer Standard-Projektentwicklung. Im ersten Schritt haben wir untersucht, wo die größten Hebel für die CO2-Reduzierung liegen. Diese sind bei den Standard-Bürogebäuden: Beton mit ca. 50 % der grauen CO2-Emissionen und Bewehrungsstahl mit weiteren 20 %. Den größten Impact haben wir also im CO2-reduzierten Beton ausgemacht. Daher haben wir diesen näher untersucht und mit Betonherstellern Kontakt aufgenommen. Schnell wollte man den Beton in einem Projekt einsetzen. Da ich zu diesem Zeitpunkt der DGNB-Auditor des Projekts „Innovation Center“ am ZÜBLIN-Campus war, lag es nahe zu überprüfen, ob der Einsatz hier möglich wäre. Und das war er. Schließlich haben alle an einem Strang gezogen: STRABAG Real Estate als Projektentwicklerin, ZÜBLIN als Generalunternehmerin, die Zentrale Technik als Planerin und natürlich unser Vorstand, der den Vorschlag unterstützt hat.  

Beim Betreten von solch neuem Terrain gab es sicherlich auch Herausforderungen oder?
Ja, die gab es. Die größte Herausforderung lag in der Komplexität der Sache an sich. Es war ziemlich kompliziert, da sich alles gegenseitig beeinflusst und CO2-reduzierter Beton auch teurer ist. Die Kunst – für mich – bestand darin, dieses abstrakte Thema den beteiligten Personengruppen zu vermitteln und den Kosten-Nutzen-Aufwand darzustellen. Und schließlich musste man vom „Sprechen“ zur Umsetzung kommen – auch wenn bis dato offen gestanden noch vieles vage war. Aber wie sagt man so schön: Wir haben dann „einfach mal gemacht“, das Commitment war da und am Ende waren alle froh, den (Fort-)Schritt gegangen zu sein. Eine weitere Schwierigkeit war außerdem die Frühfestigkeit des Betons. Diese dauert im Vergleich zu einem Standard-Beton länger. Die Bau-Prozesse mussten daher anders koordiniert werden. Für gewöhnlich wird ziemlich schnell in die Höhe gebaut. Das ging in diesem Fall nicht. Hier musste man zuerst in die Horizontale bauen und sich dann Stück für Stück nach oben arbeiten. 

Was ist deine Motivation dahinter?
Bereits in meinem Studium der Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft hatte ich großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit. Auch meine Diplomarbeit damals stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Hier habe ich ein Tool zur Einhaltung eines maximalen ökologischen Fußabdrucks für Büroimmobilien entwickelt. Und auch im privaten Bereich lege ich sehr großen Wert auf eine nachhaltige Lebensweise. 

Wie sieht dein Karriereweg bis heute aus?
Nach meinem Studium wollte ich quasi „die Welt retten“ und bin zur Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) e.V. Hier habe ich an der Systementwicklung mitgearbeitet und war viel im Austausch mit Expert:innen.   Schließlich wollte ich meinen Weg in einem großen Unternehmen fortsetzen, wo ich richtig etwas bewegen kann. Also entschied ich mich für meine heutige Arbeitgeberin ZÜBLIN, wo ich mittlerweile seit 5 ½ Jahren tätig bin. Angefangen als Projektingenieur über den Projektleiter und schließlich zum Specialist für Nachhaltiges Bauen. Seit 3 Monaten bin ich zudem Gastdozent bei der Hochschule für Technik (Stuttgart) für das Fach Nachhaltigkeitsmanagement.  Insgesamt beschäftigte ich mich nun seit rund 11 Jahren mit dem Nachhaltigen Bauen und bin mit voller Leidenschaft bei der Sache. 

#fortschrittbeginntmitdir

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